Interview in der „wirzeit“ 01/2024:
»Der Glaube schenkt mir Wurzeln und Flügel!«
Gemeindereferentin Annkathrin Tadday über ihren guten Grund: eine Hand, die da ist und mich trägt
Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
Ich komme aus Espelkamp, einer Diaspora-Gemeinde im Norden des Erzbistums. Da war ich Messdienerin, Jugendleiterin, im Pfarrgemeinderat und habe Kirchenmusik gemacht. Kirche war immer ein Zuhause, das gehörte selbstverständlich zu meinem Leben dazu. Dann habe ich überlegt, ob ich in die musikalische Richtung weitergehen soll. Aber ich brauche die Vielfalt, die der Gemeindealltag bietet, und habe in Paderborn Religionspädagogik studiert. Seit meinem Anerkennungsjahr vor 34 Jahren bin ich in Detmold als Gemeindereferentin tätig.
Sie sind auch Pastorale Koordinatorin im Leitungsteam des Pastoralverbunds. Was hat sich für Sie verändert?
Seit dem 1. Oktober 2024 bin ich mit der Hälfte meines Stellenumfangs in dieser neuen Rolle. Mich hat die Möglichkeit gereizt, im letzten Quartal meiner beruflichen Laufbahn diese neue Herausforderung anzunehmen. Zu dritt in einem Leitungsteam können wir aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Pastoral schauen, uns je durch unsere Profession und Lebenserfahrung ergänzen. Mein Fokus liegt auf der Begleitung und Unterstützung von Ehrenamtlichen – oftmals sehr engagierten Frauen. Mein Job sind „die drei Ks“: kommunizieren, kooperieren und koordinieren. Das bedeutet, einen weiten Blick für viele Dinge im Verbund zu haben, das Gesamte, aber auch das Einzelne zu sehen und wertzuschätzen. Und vor allem, viel zu Gesprächen unterwegs zu sein, das merke ich nun schon am Kilometerstand meines Autos.
Und Ihre Gründe für den Glauben?
Der Glaube ist das Fundament meines Berufes, aber auch meines Menschseins. Das ist wie eine Hand, die da ist und mich trägt, die mir Halt gibt. Sonst wäre da nur „ein schwarzes Loch“. Glaube hat für mich viele Facetten. Es ist verwurzelt sein, eine Verortung zu haben, aber auch Flügel, also frei zu sein. In diesem Gehaltensein gibt es immer wieder berührende Augenblicke, bei denen ich merke, dass Gott im Spiel ist. Diese kleinen Momente, die den Alltag aufbrechen, lassen mich immer wieder genießen, dass ich mich für die Arbeit in der Gemeinschaft der Kirche entschieden habe.
Welches ist Ihr Lieblingsmotiv der Initiative „1000 gute Gründe“?
Den Grund Nr. 3 „Bin bei dir. Gott“ habe ich sichtbar unter meiner Handyhülle, also: immer bei mir. In diesen Worten spüre ich Vertrauen und Geborgenheit. Genau das ist diese Hand, die einfach da ist, die mich hält. Und das ist das, was ich auch gerne weitergeben möchte. Bei allem, was in der Kirche nicht gelingt, mit dem ich unzufrieden bin, für das ich mich manchmal zutiefst schäme, denke ich, dass hier trotzdem eine Gemeinschaft von Menschen ist, die in der Nachfolge von Jesus Christus leben. Wir haben, so wie er, die Möglichkeit, das Leben zu gestalten. Dazu passt Grund Nr. 11: „Komm in mein Team. Gott“.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kirche?
Dass wir in Vielfalt und Offenheit bei den Menschen sind und auch vielfältig bleiben. Wenn es zu wenige Menschen gibt, die diese Vielfalt in der Kirche forcieren und leben, dann wird es eintönig und starr. Wir entsprechen nicht mehr dem, was wir als Kirche leben sollen. Es gibt doch so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt. Ich wünsche mir eine lebendige Kirche. Da sind Wurzeln, da ist Gott, da sind uralte Traditionen, da ist die Kraft aus dem Evangelium. Und da sind Flügel, die mich frei sein lassen, mir ein Leben in Fülle ermöglichen möchten.
Annkathrin Tadday, Gemeindereferentin und Pastorale Koordinatorin im Pastoralverbund Lippe-Detmold